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Albanien 2000

Land der Gastfreundschaft und Naturschönheit wo die Wirklichkeit die Vorstellungskraft übertrifft
Ein Erlebnisbericht von Kerstin Ebert und Stefan Kühn

Die Festung Kruja
Die Festung Kruja

Albanien - für Karl May das Land der Schkipetaren, der Felsbewohner und Adlerssöhne. Für Mitteleuropäer das Land der Blutrache, der Bootsflüchtlinge, des Drogenhandels, der Pyramidenspiele. Man weiß wenig von dem kleinen Balkanstaat, der von so manchem in Asien oder Lateinamerika vermutet wird. Albanien ist Synonym für Aufruhr, Kriminalität und Korruption, aber auch für Isolation und Unwissenheit: Albanien, der weiße Fleck Europas.

Nach einem Besuch bei unseren albanischen Freunden wissen wir aber, das Albanien ein Land herzlichster Gastfreundschaft und landschaftlicher Schönheit ist. Albanien ist ein Land im gesellschaftlichem Umbruch mit langer Tradition und großer Hoffnung.

Albanien und seine Einwohner sind nur vor dem Hintergrund ihrer Vergangenheit, der Tradition und der prägenden Landschaft zu verstehen.

Am Straßenrand gibt es Keilriemen aller Größen!
Am Straßenrand gibt es Keilriemen aller Größen!

Schon beim Anflug auf Rinas, dem einzigsten zivilen Flughafen Albaniens, ist die faszinierende Gebirgslandschaft Albaniens erkennbar. Mit einer mittleren Höhe von 708 m ü.d.M. liegt Albanien mehr als doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt. Im Norden, Osten und Süden prägen große Karstgebirgsketten, unterbrochen von dunklen Nadelwäldern und Seen, den schroffen und unberührten Charakter Hochalbaniens. Ca. 320 km Küste verlaufen im Westen entlang der Adria und des Ionischen Meeres. Östlich schließt sich das Schwemmland und das besiedelte Hügel- und Bergland an.

300.000 Bunker - Heute z.B. als Lagerraum für ein Restaurant am Strand genutzt!
Mehr als 300.000 Bunker wurden in Albanien gebaut und werden heute z.B. als Lagerraum für ein Restaurant am Strand genutzt!

Die Albaner verstehen sich selbst als Nachfahren der Illyrer. Vom Römischen Reich unterworfen, aber als tapfere Krieger geschätzt, begann im ersten Jhd. n. Chr. die lange Zeit der Fremdherrschaft und Besatzung. 1389, nach der verlorenen Schlacht auf dem Amselfeld, bei der Albaner und Serben gemeinsam gegen die Türken kämpften, begann die Islamisierung des Landes. Auch der Befreiungskampf unter dem Nationalhelden Skanderbeg konnte die nun folgende 500 jährige Besatzung nicht verhindern. Noch heute ist das romantisierte Bild Skanderbegs überall im täglichen Leben präsent und soll das Heldentum und den Kampfgeist des albanischen Volkes verkörpern. Erst sehr spät, 1912, proklamierte man die Unabhängigkeit Albaniens und wurde doch wieder Spielball der Großmächte. 1946 wurde die Albanische Volksrepublik gegründet. An der Spitze des Staates stand, bis zu seinem Tod 1985, Envar Hodscha. Er rief den ersten atheistischen Staat der Welt aus und isolierte das Land. Noch heute verkörpern über 300000 Bunker, welche entlang der Grenze des nur 28000 km² großen Landes gebaut wurden, die Angst vor einem Übergriff. Heute sind 70 % der Albaner Moslime. Weitere 30 % verteilen sich auf die christlichen Glaubensrichtungen. In Glaubensfragen sind Albaner, vor allem Jugendliche, aber äußerst tolerant und offen.

Tirana - eine Nebenstraßen
Tirana - eine Nebenstraßen

Die Hauptstadt Tirana ist eine Metropole, für die man einige Tage Eingewöhnungszeit braucht. Ca. 700000 Einwohner verursachen mit ihren alten Mercedes-Diesel-Fahrzeugen Tag für Tag ein unüberschaubares Chaos auf den Straßen. Jeder Verkehrsteilnehmer versucht durch lautes Hupen seine eigenen Verkehrsregeln aufzustellen. Der Pendelverkehr innerhalb und außerhalb der Stadt wird zum größten Teil durch Sammeltaxis abgewickelt. Über der Stadt liegt täglich eine dicke Smokwolke. Von Einheimischen werden Luftverschmutzung und fehlende Infrastruktur häufig als die größten Probleme genannt. Oft stundenlange Strom- und Wasserausfälle gehören zum Alltag in fast allen Gebieten Albaniens. So kommt es schon einmal vor, dass Sonntag früh 3.30 Uhr Wäsche gewaschen wird, weil nur da Strom und Wasser gemeinsam da sind. Hoffnungsvoll wird immer wieder auf ausländische Investoren verwiesen und in ihnen die einzigste Möglichkeit wirtschaftlichen Aufschwungs gesehen. Große Erwartungen hängen auch an der im Bau befindlichen internationalen Transitstrecke Corridor Number 8, die Albanien mit Jugoslawien und Makedonien verbinden soll und gleichzeitig die einzigste innerstaatliche Schnellstraße sein wird. Optimistisch werden auch die Chancen für einen zukünftigen Tourismus gesehen. Gjirokastra - "die Stadt der tausend Treppen", Berat - "die Stadt der tausend Fenster" oder auch die antiken Ausgrabungsstätten Butrint und Apollonia stehen für eine lebendige Traditionspflege und zahlreiche Kulturschätze.